unerlebt

Reisehindernis deluxe

Alles begann ganz unkompliziert.

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Vorhaben: Reise

Ziel: egal

Begleitung: erwünscht

 

Ich, Plänegenerator Nr. 1, setzte mir letzten Herbst in den Kopf, diesen Sommer endlich ein weiteres kleines Puzzleteil unserer Welt kennenzulernen. Bevorzugt eines, das sich möglichst weit weg befindet. Ob USA oder Thailand, Südafrika oder Kuba, Argentinien oder Madagaskar – mir egal, Hauptsache weg aus Europa. Drei Monate keine Uni, Sommer, Zeit für neue Entdeckungen. Soweit so gut.

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(c) Anna H

 

Obwohl es nicht viele Personen gibt, mit denen ich mich auf so eine Reise wagen würde, ein paar wenige davon existieren.

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(c) Serge

Da meine Begeisterungsausbrüche oft ansteckend wirken, war es zuerst nicht schwierig, die Auserwählten von der außerordentlichen Brillanz meines Vorhabens zu überzeugen. Noch verlief alles nach Plan. Ich erfreute mich meines Lebens und träumte während den Vorlesungen von den lebhaften Metropolen Asiens, exotischen Stränden Mittelamerikas und der beeindruckenden Prärie Afrikas.

Na gut, hin und wieder holte mich der Prüfungsstress und das graue, verregnete Innsbruck auf den Boden der Tatsachen zurück. Manchmal war es kein sanftes Landen, sondern mehr ein Sprung in ein Schwimmbecken. Ohne Wasser. Mit dem Kopf voraus. Egal, die Vorfreude auf einen unvergesslichen Sommer stellte mich immer wieder von neuem auf die Beine. Erster Abschnitt erledigt, Ideenfindung abgeschlossen.

 

Umsetzung: schwierig

Fazit: alleine fahren

Grund: Begleitung defekt

 

Als die Temperaturen langsam wieder in halbwegs erträgliche Bereiche zurück kletterten und das Leben in Innsbrucks Straßen zurückkehrte, beschloss ich, zum zweiten Teil der Realisation meines Sommerprojekts überzugehen.

Genauer gesagt: konkrete Planung.

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Die bereits erwähnten Personen wurden von nun an regelmäßig mit Flugangeboten und Reiserouten versorgt. Okay, vielleicht könnte man auch überversorgt sagen. Eventuell ein bisschen zugespamt. Nach kurzer Zeit bekam ich die erste Absage. Die Gründe dieser Freundin konnte ich wirklich nachvollziehen. Ein neues Pferd würde mich garantiert auch davon abhalten, den halben Sommer irgendwo anders als im Stall zu verbringen.

Macht ja nichts, dachte ich mir, es gibt ja noch zwei andere interessierte Begleitungen. Wir skypten, schickten uns Vorschläge, durchforsteten diverse Reiseblogs. Obwohl unsere Vorstellungen in manchen Bereichen etwas auseinandergingen, waren wir noch optimistisch. Korrektur: weeeeit auseinandergingen; und ja, der Optimismus war zu groß.

Die erste Ernüchterung erfolgte bei den Mietauto-Angeboten für die USA.

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(c) van dam

Drei 19- jährigen Mädels aus Österreich wird dort scheinbar unterstellt, das Auto gegen den nächsten Baum zu fahren, in den Grand Canyon stürzen zu lassen oder eine Kuhherde samt Cowboys damit umzubringen. Jedenfalls übersteigt die Mietgebühr samt Versicherung alle Moralvorstellungen. USA also in sechs Jahren, Fahrer ab 25 scheinen dort einen besseren Ruf zu genießen. Vorschlag Asien. Die eine Freundin meinte, das wäre ihr zu gefährlich, ich konnte glücklicherweise gerade noch verhindern, demonstrativ meine Augen zu verdrehen. Trotz allen vorsichtigen angebrachten und gut gemeinten Gegenargumenten, Asien schien eine schlechte Aura zu haben. Reis und Gemüse also abgehakt.

 

Vorschlag Costa Rica. Zuerst große Begeisterung, dann erwähnte die andere Freundin ihre Bedenken bezüglich Malaria. Google bestätigte dort zwar das Vorkommen der Infektionskrankheit, stellte es aber als kein Reisehindernis dar. Trotzdem, die Freundin wollte auf einmal überall hin, nur nicht mehr nach Costa Rica. Na gut, ein weiteres Land gestrichen.

Neuer Vorschlag Kuba.

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(c) Scott Fleming

Man benötigt kein Mietauto, es gibt keine Malaria. Was will man mehr? Ich nichts. Die anderen schon. „Es gibt Hurricanes dort.“ Dieser eine Satz lies mich meine Zurückhaltung vergessen und alle guten Vorsätze lösten sich in Luft auf. Ich konnte ein provokatives

„da saufst vorher beim Schwimmen im Hotelpool ab“

nicht mehr hinunterschlucken.

Hurricanes?

Ich würde mich ja freuen, sowas einmal mitzuerleben. Die anderen offensichtlich nicht. An diesem Punkt begann ich zu realisieren, dass ich doch etwas andere Vorstellungen von der perfekten Reisegestaltung hatte.

Das Ergebnis war etwas gewöhnungsbedürftig: Anfang Juni und quasi wieder am Anfang aller Pläne.

Klingt in meinen Ohren nicht gerade nach Musik. Zumindest nicht nach chilligen Beatles-Tönen. Eher nach vernichtendem Heavy Metal. Wahrscheinlich wird mir nichts anderes übrig bleiben, als über meinen Schatten zu springen und den Angsthasen in mir mit Karotten zu besänftigen.

Vielleicht schadet mir das aber gar nicht. Falls mich ein Hurricane umbringen sollte – ja, ich wurde gewarnt.

 

Unsere Autorin Anna war schon alleine auf Reisen, wie das war seht ihr unter „Das Leben ist wie betrunken Achterbahn fahren“

 

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