unveröffentlicht

Eidgenossen

Ein Kürzestkrimi

(c) Maca Luz e Sombra

„Sie sind Schweizer, nicht?“

Ich nickte meinem Chef träge lächelnd zu, der eben elegant sein Fleisch tranchierte. Oh, dieser Rotwein.

„Beneidenswert. Dann kennen Sie Wilhelm Tell?“

„Tell?“ lallte ich, „der mit der Stange und dem Hut und dem, dem…“

„Apfel. Ganz recht.“ Er wand dem Spanferkel die Frucht aus dem Maul, biss herzhaft hinein und war mit zwei Schritten bei mir. „Sie gestatten?“

Er platzierte den Apfel auf meinem Kopf. Eine Armbrust blitzte auf.

Mein Herz begann zu rasen.

„Warum…?“

„Sagen wir, Sie haben meine Stange missachtet und zu sehr auf Ihre eigene geschaut – Schatz, würdest du…?“

Ein zartes Gesicht und mir wohl bekannte Hüften lösten sich aus der Dunkelheit. Mir brach der Schweiß aus. Francine?!

Sie zielte, sie schoss.

In meinem Apfel steckte der Pfeil, in meinem Chef sein Tranchiermesser. Auch sie war Schweizerin.

Leave a Response