Das Leben ist wie betrunken Achterbahn fahren…
es macht super viel Spaß, auch wenn man gelegentlich kotzen muss.
Ich muss zugeben, ein bisschen aufgeregt war ich schon. Wenn ich ganz ehrlich bin, wohl auch ein bisschen ängstlich. Und für einen Moment oder zwei hab ich mich sogar ein bisschen verflucht. Okay. Also in Wahrheit, hatte ich eine scheiß Angst.
ALLEINE REISEN.
Warum zur Hölle hab ich mir so einen Unfug eingebildet?! Ja, ich war schon mal alleine in Spanien, aber das ist ja Europa. Und natürlich ist da die Sache mit Berlin, aber auch das: EUROPA.
Und dann sitz ich plötzlich alleine am Flughafen in Sri Lanka, meine Mädls schon auf halbem Weg Zuhause, und ich klammere mich an mein Reisekissen um mich nicht ganz so verloren zu fühlen. Aber was solls; irgendwie werd ich das schon überleben, es sind schließlich nur ein paar Tage, warum also das Theater.
Solche & ähnliche Dinge sage ich mir selbst bis ich schließlich im Flugzeug sitze und sich ein mir bereits bekanntes Gefühl einstellt: ich kann es nicht mehr ändern. Das Flugzeug wird nicht umdrehen nur weil ich ein bisschen (viel) Schiss habe. Dasselbe Gefühl hatte ich mit 19, als ich nach Spanien gegangen bin. Und auch mit 23 als ich das erste Mal alleine in meiner Wohnung in Berlin saß und realisiert habe, dass ich da tatsächlich hingezogen bin. Nun bin ich 26, herrgott. Andere erziehen Kinder, ich werd wohl ein paar Tage alleine in Malaysia überstehen. Und mit dem Gedanken schlafe ich sogar ein.
Es ist 6Uhr Morgens. Der Flug war recht anstrengend und ich hab 3,5h verloren. Alles was ich will ist in mein Hostel kommen, duschen & ins Bett gehen. Deswegen folge ich auch dem erstbesten Taxifahrer der mich anquatscht. Einmal quer über den Flughafen, durch die Tiefgarage und einen Parkplatz. Kein Taxistand weit & breit. Irgendwie komisch. Das hier tatsächlich irgendwas faul ist, merke ich als wir schließlich bei einem Privatauto ankommen.
Mein müdes Hirn macht ein paar schwache Lebenszeichen:
ich reise das erste Mal alleine durch Asien, bin noch keine 5 Minuten im Land und das erste was ich mache ist zu einem fremden in ein illegales Taxi steigen. Bravo! Very smart!
„You are not going to kidnap me, right?“, ist das Beste das mir zur Situation einfällt. Der Typ lacht. Nein, nein. Ich bring dich bloß in dein Hostel. Und dann erklärt er mir wie teuer das Leben hier ist. Dass man sich eben durchkämpfen muss; mit nur einem Job verdient man nicht genug. „By the way“, wenn uns die Polizei aufhält, „we are just friends!“
Ich nicke, schließlich will ich auch nicht, dass er Strafe zahlen muss, denn so verrückt das klingen mag: ich glaube ihm. Zur Sicherheit mach ich trotzdem kurz mein data roaming an und schreibe meinem Freund was Sache ist. Und dass ich ihn liebe, nur für den Fall, dass ich in handlichen Stückchen ankomme.
Lektion #1639 meiner Reise: ich hab WESENTLICH mehr Glück als Verstand!
Dankbar, dass ich gut im Hostel angekommen bin, nehme ich mir vor in den nächsten Tagen vermehrt ein paar gute Taten zu tun. Ich hab das Gefühl, die Taxifahrt hat mein Karmakonto ganz schön leer geräumt.
Das Hostel, das mir ein Schwede in Sri Lanka empfohlen hat ist toll und ich bin erleichtert, dass ich den Kakerlaken Spray erst Mal nicht mehr benutzen muss. Zur Feier des Tages, gönne ich mir ein überteuertes Frühstück. Neben mir sitzen zwei Mädls und unterhalten sich auf Spanisch. Ich schmökere ein bisschen in meiner Ausgabe von „Südostasien für wenig Geld“, als mich eine der Beiden anspricht.
YEAH!
Ich hab noch nicht mal mein Omlett fertig und schon zwei Freundinnen. Ich muss die guten Taten verzehnfachen – danke Karma!
Nach einem Powernap und einer ausgiebigen Dusche ziehen wir gemeinsam los. Einmal quer durch China Town. „Hellooo Miss! Good price, good price! Cheap handbag, sunglasses! Come – look look!“ Alles ist in Plastik verpackt, alles ist garantiert original. Auch die Louis Vitton Handtasche für umgerechnet 10€.
Ein Glück für euch, dass ich keine Gerüche verschicken kann, ich würde es nur zu gerne tun!
Es gibt Fried Rice zum Mittagessen und eine anschließende Stadtrundfahrt im gratis Shuttlebus. Die Mädls und ich verstehen uns gut. Wir sind gleich alt. Beide haben studiert und danach in ihren Berufen gearbeitet. Beide waren damit nicht glücklich.
Ich muss lachen. Same story, different country.
Ich erzähle ihnen von #unhappyus und dem Versuch herauszufinden was mein Weg ist. „Schade“, sagen sie „dass er nicht auf englisch ist. Wir hätten zwei Leserinnen aus Argentinien.“ Ich werde das überdenken.
Aber erst Mal werd ich von den scheinbar unendlich hohen Wolkenkratzern erschlagen. Was für ein Unterschied zu Sri Lanka. Wenn man Kuala Lumpur mit einem Wort beschreiben müsste, es wäre Einkaufszentrum.
Eine Mall reiht sich an die Nächste, eine größer als die Vorige. 20 Stockwerke und mehr. East Wing, West Wing. Es gibt eigene Karten, aber man findet trotzdem nicht raus. Keine Exit Schilder aber Shops ohne Ende. Die falschen Louis Vitton Taschen am Markt in China Town haben mir besser gefallen.
Nur der Geruch ist besser hier. Und die Air Condition.
Es ist 21Uhr, ich liege im Bett und bin fix & fertig. Es ist eh ein Wunder wie ich den Tag mit nur knapp 2 Stunden Schlaf überlebt hab. Mein Fazit so weit:
Beim alleine reisen, ist man alles nur nicht alleine.
Auch unsere Autorin Julia will alleine reisen – die Gründe dafür, warum das so ist erfährt ihr unter Reisehindernis deluxe