Zögerlich öffne ich die Eingangstüre zum Studio. Ein Mann kommt mir entgegen. Durchtrainiert bis auf die letzte Muskelfaser seines Körpers. „Willkommen“, sagt er lächelnd,
„Willkommen beim Training.“
„Ich hab ein bisschen Angst“, flüstere ich – mehr zu mir selbst. Aber ehe ich den Satz beenden kann, stehe ich schon in der Damenumkleidekabine und krame in meiner Tasche nach der einzigen Sporthose, die ich besitze.
Zurück zum Anfang:
Ich bin ja eher so der „Sport ist Mord“ -Typ, der „ich schaue auf meinen Salat und wünschte es wäre ein Donut“ – Mensch. Das „ich wollte ja wirklich joggen gehen, aber diese eine Wolke am Himmel“ – Mädchen. Lange Zeit hat das auch ausgesprochen gut funktioniert.
Meine Ernährung bestand aus drei Komponenten: McDonalds, Pasta und dem Kaiserstube – Lieferservice. Meistens habe ich es geschafft, so viel zu essen, dass ich danach im Food Koma liegend, meine Freunde um die Notschlachtung gebeten habe. Trotzdem blieb ich auf wundersame Weise immer recht schlank. Nicht dünn, aber schlank genug um mir keine Gedanken um Ernährung oder Sport machen zu müssen.
Was dann passierte, war schier boshafter Humor der Realität: ich wurde älter … und fetter.
Die zwanzig verschwand langsam aber sicher hinter mir und mit jedem Jahr, dass ich näher an die große Drei rückte, wurden meine Hosen enger. Ich musste etwas ändern und begann mit meiner Ernährung, aber: Diverse Diätversuche endeten mit nächtlichen Räumungen des Süßigkeitenschrankes meiner Mitbewohnerin und wenn ich green smoothies sehe, verspüre ich bis heute Brechreiz. Es hat eine gefühlte Ewigkeit gebraucht, bis ich meine Ernährung annähernd auf ein gesundes Level gebracht habe und der kalte McChicken Entzug hat mich teilweise ans Ende meiner Kräfte gebracht. Trotzdem wollten die Kilos einfach nicht purzeln. So kam es, dass ich meine Augen nicht länger verschließen konnte:
ES LEBE DER SPORT.
Währenddessen haben sich zwei Jungs in Innsbruck zusammen getan und angefangen die ganze Stadt zu trainieren. Vom Jimmys über Blue Tomato bis hin zum Burton Store – funktionelles Ganzkörpertraining war plötzlich überall – sogar am Dach des Kaufhauses Tyrol.
Im kleinen Turnsaal
der Volksschule St. Nikolaus hängt ein großer schwarzer Banner mit dem Logo der beiden Jungs. Es läuft angenehme Musik und Marcel, der Trainer, erklärt den Ablauf der Trainingseinheit für Neuankömmlinge wie mich. Aufwärmen, trainieren, cool down. Ohne Geräte, dafür ganz mit dem Zeitgeist.
Wir sind sechs Mädls, vier davon schon routiniert – und ich und meine Freundin, die ich als partner in crime mitgeschleppt habe. Wir rennen also in dem kleinen Saal auf und ab und wärmen uns auf. Meine einzige Sporthose sitzt nicht besonders gut, vermutlich weil sie nicht mir gehört, sondern irgendeine Freundin sie irgendwann einmal bei mir liegen gelassen haben muss.
Nachdem wir auf einem Bein den Saal runter und wieder rauf gehüpft sind, und ich mich dabei wie ein behinderter Hase gefühlt habe, zeigt uns Marcel die Übungen, denn: das eigentliche Training beginnt erst jetzt. Ich allerdings, bin schon sehr nahe am Ende meiner Kräfte angekommen.
Wir machen also Burpees und Plank Hops, und wie der ganze Mist sonst noch heißen mag, und ich beginne mich mit jeder Faser meines Körpers zu hassen. Ich erinnere mich an Turnstunden zurück, an gefälschte Entschuldigungen: „… kann heute nicht am Turnunterricht teilnehmen, weil sie Regelschmerzen hat“ – vier Wochen im Monat.
Ich habe keine Ahnung wie die anderen Mädls sich anstellen, weil meine ganze Konzentration einzig und alleine meinem eigenen Überleben gewidmet ist. Ich will hier nicht sterben, nicht in einem Fitnessstudio. Nicht jetzt. Sechs Runden mit je sechs Übungen zu je einer Minute, gestaffelt in 20 Belastung und 10 Sekunden Pause Intervallen. Nach der zweiten Runde, beschließt Marcel nur vier Runden mit uns zu machen – ich bin mir sicher, dass diese Entscheidung aufgrund meines Überlebenskampfes getroffen wurde.
Während ich versuche irgendwie meine Beine in der Luft zu halten, stellt sich mir die Frage wie ich bisher mein Leben gemeistert habe, so ganz ohne Bauch – und Beinmuskulatur. Mein Kopf hat inzwischen die Farbe vom Barilla Pesto Rosso angenommen und ich hasse mich noch mehr für den jahrelangen Verzehr desgleichen.
„Jeder der sagt, dass ihm das gefällt lügt!“, da bin ich mir sicher. Nach der dritten Runde gebe ich auf. Stolz und Ehrgeiz über Bord geworfen, will ich eigentlich nur noch tot umfallen. Mittlerweile ist Dennis, der zweite Trainer, eingetroffen und schaut mich mit sorgenvollem Blick an. Zu seinem Glück, liegt kein Mitleid in seinen Augen, sonst hätte ich vermutlich meine letzten Kräfte mobilisiert und ihm eine gedonnert.
Im Gegenteil, er lobt mich und irgendwie kommt das sogar bei mir an. Ich weiß nicht wie genau er es anstellt, aber er dringt zu mir durch, motiviert mich und ich steige beim cool down wieder ein. Wir dehnen uns und ich bin stolz, dass ich mit der Fingerspitze meines rechten Zeigefingers fast bis zu meinem Zehen komme.
Die zwei Junge gehen durch und klatschen uns alle einzeln ab – sie loben und jubeln: wir haben das gut gemacht! Und irgendwie spüre ich einen kleinen Keim Stolz in mir aufkommen:
Ich habe Sport gemacht und überlebt!
Zwei Tage später:
Ich habe Schmerzen an Stellen meines Körpers von denen ich gar nicht gewusst habe, dass sie existieren. Aber irgendwie fühle ich mich gut. So sportlich und gesund. Denn: was Dennis und Marcel da auf die Beine stellen, unterscheidet sich maßgeblich von allen Fitnessstudio Kursen, die ich einmal besucht und nie wieder gemacht habe. Neben professionellem Training, gehen sie gezielt auf die Teilnehmer ein und schaffen es sogar das schwächste Glied in der Kette mitzunehmen.
Ich hasse Sport noch immer, aber meinen Körper mag ich nun schon ein kleines bisschen mehr. Sollte ich meinen Muskelkater je wieder los werden, werde ich wieder hingehen: es geht schließlich nichts über ein paar solide Grenzerfahrungen, so zwischen Leben & Tod.
Wer sich das auch antun will, unter:
Das Training oder https://www.facebook.com/DasTrainingInnsbruck/?fref=ts gibt es alle weiteren Infos.