Innsbruck ist ein vielfältiges, junges, hippes, schön gelegenes Metropölchen im Herzen der Alpen. Vor allem für junge Menschen hat die Stadt Qualitäten, die man getrost in nicht allzu ernsten Listen zusammenfassen kann.
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Die Stadt selbst
Innsbruck hat die fast ideale Größe. Sicher nicht zu groß, gerade noch nicht zu klein. „Wie lange geht man“-Fragen kann man mit der universellen Antwort „10 Minuten“ beantworten (außer man wagt sich hinaus in die Olympia-Hood oder in die Au im wilden Westen). Eingepfercht zwischen zwei Bergketten unter einer dezenten Smog-Schicht liegt sie da. Keine Schmuckperle an allen Ecken und Enden, aber ein Städtchen mit Charme. Innsbruck ist modern und alt, konservativ und progressiv, schön und schiach zugleich. Mit Gummistiefeln und einer gewissen Kälteresistenz hat jede Jahreszeit ihren Reiz. Ob beim herbstlichen Spaziergang unter den rostroten Baumkronen am Rennweg oder beim Laufen am Innufer gegen den Frühlingswind: Vor einer beeindruckenden Bergkulisse überwiegen die positiven Eindrücke. Meistens zumindest.
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Die Menschen
Die Innsbrucker sind hart im Nehmen. Brutale Winter, durchwachsene Sommer und ein ungebetener Dauergast – der berühmte Fallwind namens Fön – machen ihnen schwer zu schaffen. Deswegen ist das Gemüt der Menschen hart, stur und herzlich wie die Felswände zu beiden Seiten. Die Innsbrucker sind grantig, direkt, kennen nur ein ja oder na. Innsbrucker jammern nur kurz in der Früh, wenn der Bus zu spät kommt oder wenn sich am Ende des Tages der Run auf die Höttinger Alm nicht mehr ausgeht. Auf der Straße und in den Korridoren der Universität sind die Innsbrucker scheue Wesen, doch beim Feiern sind sie die besten Freunde, die man sich vorstellen kann. Innsbrucker mögen es nicht, wenn man ihren Dialekt als süß empfindet. Ein Innsbrucker ist nicht süß, er ist leicht bitter, kernig, fast malzig. Ein echter Innsbrucker weint so gut wie nie. Er weint nur dann kurz, wenn er als erster eine Spur durch den Neuschnee vom Hafelekar zieht. Doch selbst dann trocknen die Tränen der Freude auf seinem sonnen- und südwindgegerbten Gesicht in kurzer Zeit. Im Ernst: die Innsbrucker sind ganz feine Leute.
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Die Landschaft
Eingepfercht zwischen zwei Bergketten erklimmt man in wenigen Stunden den Glatzkopf Patscherkofel oder die steile Nordkette. Der Ausblick von dort ist – Sommer wie Winter – atemberaubend. Will man einmal dem lauten Metropölchen entfliehen, geht man ganz einfach in den Wald, den es in Tirol zur Genüge gibt. Im Sommer verbringt man einen müßiggängerischen Tag an einem der umliegenden Seen. Im Winter ist man am besten in den Bergen, oder genauer, auf der Nordkette aufgehoben.
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Das kulturelle Angebot
Innsbruck ist nicht Wien und schon gar nicht Berlin, aber was die Stadt an Veranstaltungen zu bieten hat, ist mehr als man denkt. Es gibt eine Hand voll guter Plätze für Konzerte und von B wie Bäckerei bis T wie Treibhaus findet man einen bunten Mix, der von Indie-Folk bis Weltmusik reicht. Wohlgemerkt bricht mit dem vor die Hunde gehenden Weekender der Innsbrucker Musikszene bald ein gewaltiger Zacken aus der Krone. Cineasten, (Pseudo)intellektuelle und alle, die es gerne werden wollen kommen im Leokino oder (noch hipper) im Cinematograph auf ihre Kosten. Auch Autorenlesungen gibt es für die genannte Spezies von Menschen zur Genüge. Beim Bäckerei Poetry Slam sind nicht nur Hipster willkommen, aber um nicht aus der Masse zu stechen helfen Hornbrillen, hochgekrempelte Jeans und weite Strickpullis. 13 Theater im Stadtgebiet bieten ein vielfältiges Programm von Klassikern im Tiroler Landestheater bis zu ausgefalleneren Stücken auf freien Bühnen. Museen gibt es natürlich auch und die sind ganz schön. Eigenwillig.
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Die Universität
Sie ist ohne Zweifel die beste Universität am Innrain, manch einer nennt sie das Harvard der Alpen. 1669 von Kaiser Leopold I. gegründet hat sie eine lange Tradition humanistischer Werte. Die Uni ist über die ganze Stadt verteilt – vom Industriegebiet unweit des DEZ, dem Shoppingtempel der Südtiroler, bis zur Technik, einer einsamen Gegend, die die anderen Innsbrucker als „dort draußen“ bezeichnen. Die größten und aus geisteswissenschaftlicher und administrativer Sicht wichtigsten Teile der Universität liegen am Rande des Stadtzentrums am grünen Inn oder wie die SOWI direkt in der Innenstadt. Mehr als 28000 Menschen studieren hier, in den Ferien ist es in der 120000 Einwohner Stadt dementsprechend leer. 4000 Lehrveranstaltungen in 125 Studienfächern, die jährlich zu rund 4000 Absolventen und 3700 Publikationen führen, werden hier geboten. So viele Zahlen.
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Das Nachtleben
Für eine kleine Stadt ist das Angebot an kleinen Lokalen beachtlich. Großraumdiscos und Megaclubs sucht man vergeblich, dafür bleibt man bei seiner kleinen und feinen Auswahl an Stammlokalen, in denen man Barfrau, DJ und sogar den Putzmann persönlich kennt. Neben den klassischen Innenstadtlokalen riskiert der lustige Innsbrucker zu später Stunde einen Absacker unter die berühmt-berüchtigten Bahnbögen in der Ing.-Etzel-Straße. Ein Dauerbrenner im alpinen Gefilde sind – gerade wegen der immensen Anzahl an Studenten – Hausfeten. Keine Wohnung gilt als eingeweiht, die nicht schon einmal frühmorgens von der mobilen Überwachungsgesellschaft der Stadt Innsbruck, kurz MÜG, besucht und deren Bewohner zur Einhaltung der sittlichen Ordnung gemahnt wurden. Das Nightlife ist – wie fast alles in Innsbruck – besser als man erwartet.
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Der Style
In Innsbruck ist es in Ordnung, wenn man mit einer weiten Snowboardjacke herumläuft. Sogar bequeme Sporthosen werden mit einem paar extra breiter Schi oder einem schnittigen Snowboard auf den Schultern toleriert. Der Style ist nicht heikel in den Bergen. Die Kälte lässt die meisten Menschen vernünftig werden und Hochwasserhosen und Espadrilles in den Kleiderkästen ruhen. Im Sommer steigt der Snowboarder, von denen es überdurchschnittlich viele gibt, auf Stretch Kletterhosen um. Für Leute, die sich ungern in enge Kleider zwängen und trotzdem modisch sein oder zumindest nicht aus der Masse stechen wollen, ist die Stadt eine Insel der Seligen.
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Italien
Vermutlich liebt jeder, der nicht in Italien wohnt, dieses Land. Die Nähe zu il bel paese ist sicher ein großer Vorteil des Innsbrucker Studentenlebens, denn ein Kurztrip mit dem Zelt an den Lago di Garda, dem Meer der Tiroler, ist finanziell nicht der größte Aufwand. Auch Städte wie Florenz, Verona oder Bologna befinden sich in halbwegs vernünftiger Reichweite. Auf der anderen Seite lockt Bayern, im Osten das Salzburger Land und im Westen… naja, Vorarlberg. Die Möglichkeiten sind schier unendlich!
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Der Sport
Sport ist in Innsbruck fast so heilig wie Andreas Hofer oder die Nordkette. In der Stadt gibt es eine Hand voll Hallenbäder, eine Laufstrecke am Rande des Inns, zahlreiche Spielfelder am USI-Campus, natürlich Schigebiete und sonst noch viel mehr als dieser Artikel zulässt. Sport ist sexy, vor allem in Innsbruck, deswegen behaupten hier viele mehr Sport als sie machen. Ein Tipp zum Schluss: Die preiswerten USI Kurse sind unter Studenten sehr gefragt, ein frühzeitiger Blick auf die Website lohnt sich. Bereits ab 27. 02. kann man sich anmelden.
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Das Essen
Innsbruck will auch kulinarisch international und hip sein. So gibt es eine breite Auswahl an Restaurants mit Spezialitäten aus gefühlt aller Herren Länder. Viele Restaurants haben jedoch ein begrenztes Dasein innerhalb der Mauern der Stadt. Wo vor einem gefühlten Monat noch der Chinese war, ist jetzt der Mexikaner und wo man sich vor kurzem einen überteuerten Kaffee geholt hat, gibt es jetzt überteuerten Fleischkas. Quantität ist nicht gleich Qualität, das ist schon klar, aber Abwechslung mit solider bis guter Qualität findet man in Innsbruck immer. Und die heimische Küche ist wirklich köstlich, vorausgesetzt man isst Fleisch, Milchprodukte und überhaupt alles, was Gott und der Internist verboten hat.