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Ein Hoch auf einen Abend mit mir selbst

Warum zu Hause bleiben eigentlich viel besser ist

(c) Thought Catalog

„Ein Hoch auf einen Abend mit mir selbst“ ist ein Artikel unserer Gastautorin Anna Kirchgatterer

Das Leben eines Studenten kann manchmal wirklich, wirklich hart sein. Abgesehen von den Kursen, Platzkampf in der Bibliothek und den obligatorischen (weil sonst Anrufe ohne Ende) monatlichen Besuchen bei der Familie, muss man sich auch noch Abend für Abend die Frage stellen, was man heute wohl unternimmt. Ob Grillabende, die Lieblingsbar, Kino (soweit es das Budget zulässt) oder Sport– die Auswahl ist wirklich riesengroß.

Dies ist natürlich ein schwieriges Unterfangen, dessen Grad an bereiteter Unannehmlichkeit nur noch vom Lernstress und dem damit einhergehenden Zwang, die Nacht quasi durchzulernen übertroffen wird(wobei man ja nur so viel zu lernen hat, weil man die Wochen davor so viel aus war und, wieder einmal, zu spät mit dem Stoff begonnen hat).

(c) Quentin Dr
(c) Quentin Dr

Hat man sich dann letztendlich für eine Option entschieden, ist es meist natürlich Pflicht, Alkohol zu bestellen. Wo käme man denn hin, wenn an einem Mittwochabend nur noch Soda-Zitron getrunken werden würde? Also fügt man sich den Anforderungen der Begleiter oder, je nach Stimmung, nippt an dem Anti während die anderen, „richtigen“ Studenten Bier trinken. Es gehört fast schon zum guten Ton, etwas alkoholisches zu bestellen. Hat man Glück, und man kann sich auf eine wichtige Präsentation oder Ähnliches am folgenden Tag hinausreden, wählt man am besten eines der fancy Getränke, die es in den überall zuhauf aus dem Boden sprießenden Hipsterlokalen zu völlig überteuerten Preisen gibt, und die optisch einem alkoholhaltigem Cocktail schon sehr nahe kommen. Auf diese Weise bewegt man sich schon fast auf gesellschaftlich anerkanntem Terrain.

Wer aber doch einmal überlegt, sich diesen Stress zu ersparen und den Abend alleine zu verbringen, ist schnell überstimmt von der Inszenierung auf Jodel und Co., die einem den schön ruhig geplanten Ausklang des Tages richtig vermiesen kann. Unter dem Hashtag „studentslife“ wird stolz erzählt, was man so unternimmt, wie toll das nicht wäre und wie viel Freizeitstress man nicht hätte. Zu allem Überfluss werden dann noch in der Whats App Gruppe die ersten Vorschläge für einen fulminanten Ausklang des Tages besprochen und im schlimmsten Fall sitzt man dann doch wieder im Bus zur (Lieblings)Bar.

(c) thought catalog
(c) thought catalog

Die Abende, die man alleine mit einem guten Buch oder einem Film verbringt, sind selten. Meist ergibt sich die Gelegenheit zu solchen, wenn ohnehin Keiner Zeit hat oder –zwangsweise – wenn man krank ist. Die Vorzüge eines solchen Ausklang des Tages geraten ins Hintertreffen – aber warum eigentlich? Was spricht dagegen, keine Verabredungen zu haben außer jene mit sich selbst? Die Angst, sich zu langweilen? Oder vielleicht das Gefühl, etwas zu verpassen? Im Gegenteil:

Am Tag darauf wird man dann wahrscheinlich bemerken, dass der Abend der Freunde, entgegen ihrer Erzählungen, eher lau verlief und den Kater spart man sich auch.

Kleidung und Haare nehmen nicht den typischen Bargeruch an und vielleicht erwischt man sogar mehr Schlaf, immerhin wird man ja von niemandem zu einem fünften Bier überredet wenn man eigentlich schon lange im Bett liegen will.

Ein Abend mit sich selbst bietet sich an, genau das zu tun, was immer zu kurz kommt. Sei es ein geliebtes Hobby, das Buch, das ein Freund empfohlen hat und das ungelesen im Regal verstaubt, ein Bad oder ein ruhiger Sommerabend am Balkon. Entscheidend ist einfach nur, das zu tun was man gern macht und sich von niemanden dreinreden zu lassen. An einem solchen Abend spielt es keine Rolle, wo die nächste Party ist oder wer ausgeht. Was zählt, ist nur das, was man selbst mag und das klingt doch wirklich mal erfrischend.

 

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