Seid froh, dass der Weekender geschlossen ist
Hurra! Wir haben einen Grund zum Jammern
Endlich hat unsere verkorkste Generation einen Ort der Vergangenheit, ein Stück Geschichte, über dessen Verlust man getrost jammern darf.
1970 lösten sich die Beatles am Höhepunkt ihres Schaffens auf. Das machte sie zur besten Band aller Zeiten. Die Beatles haben beinahe grundlos zum Leidwesen einer ganzen Generation alles über den Haufen geworfen. Die Folge: Von Weinkrämpfen durchzuckte Teenager, eine verzweifelte Musikwelt, das Ende der Hippie-Ära. Die Fab Four teilen sich in weniger fabulöse Solointerpreten und waren bereit, das Zepter abzugeben. Wer dieses erhalten hat, ist bis heute unklar.
So, wenn auch in mikroskopischem Rahmen, ist es auch mit dem Weekender. Die kinder- und geschwisterlose Königin der Musikklubs in Innsbruck dankt ab und lässt sich bedanken. Natürlich ist es traurig, wo sollen wir jetzt am Montagabend trinken und auf Dauerschleife „Lonely Boy“ und „I Bet You Look Good On The Dancefloor“ hören? Aber eigentlich sollten wir froh sein. Wir, die Generation nirgendwo, die Möchtegern FM4-Hörer, die Es-keat-oanfach-viel-mehr-gschmust-Leiberl-Träger, haben einen ewig gerechtfertigten Grund zum Raunzen (zu Deutsch, sich beschweren) gefunden. Denn wann immer wir Getriebenen auf miserablen Partys nun hektisch und grantig rauchend in der Ecke stehen, wird irgendein Beanie-tragender Hipster anbringen, wie gerne er sich jetzt im Weekender vollaufen lassen würde. Die anderen in der Runde würden zustimmen und seufzen und von Konzerten erzählen, die sie eigentlich gar nicht besucht haben. Einer würde sagen, dass Pete Doherty mal dort gespielt hätte. Den anderen würde eine Träne der Verzweiflung über die Wange laufen. Dann würde jemand sagen, wie scheiße es überall sonst sei. „In allen anderen Lokalen?“, würde ein Germanistikstudent nachhaken. „Nein, auf der ganzen Welt“, würde ein Philosophiestudent einbringen, der gerade erst dazugekommen ist.
Wir können uns freuen, denn wir haben ab jetzt die Lizenz zum Jammern. Alles Vergangene wird mit voranschreitender Zeit immer besser (möglicherweise abgesehen von Bob Dylans Weihnachtsalbum) und das kommt sogar dem Weekender zugute, denn seien wir einmal ganz kurz ehrlich: viele Konzerte waren wirklich großartig und an diesen Abenden hat auch wirklich alles gepasst. Aber nach dem dritten Studentsmonday infolge überkam selbst den Internet-Explorer-Nutzern der leise Verdacht, dass die zeitgenössische, nach den Konzerten rauf und runter gespielte sogenannte Alternative Musik eigentlich nur der von Minderwertigkeitskomplexen geplagte Cousin der Ö3 Top 40 ist. Aber so viel Gemeinheit soll das Ende nicht überschatten. Das Zepter des coolen Nachtklubs, des Mini-Flex in den Alpen, wird wohl so schnell niemand überreicht bekommen. Der Weekender hat einer ganzen Generation tolle Konzerte und Räusche beschert und wird und in Zukunft vor allem eines bringen: endlose Glorifizierung einer vergangenen Ära. #danke Weekender.