Dennis wollte eigentlich Hubschrauber Pilot werden, hat sich dann aber für ein Maschinenbau Studium eingeschrieben. Heute ist er Sportpsychologe mit seinem eigenen Studio „Veev“ in Innsbruck. Warum das alles Sinn macht und wie man viele Qualitäten des Fliegens auch am Boden finden kann erzählt er uns im Interview.
Dennis, wie hast du dir dein Leben vorgestellt als du ein Kind warst?
Eigentlich wollte ich Hubschrauber Pilot werden. Fliegen hat mich schon immer fasziniert – die Bewegung in der Luft, die Freiheit und das Adrenalin. Auch die Tatsache, dass man was erlebt was dem Großteil der Menschen verwehrt bleibt. Das tolle an Hubschraubern ist übrigens, dass man einfach in der Luft stehen bleiben und sich anschauen kann was einem gefällt.
Du hast dann aber beruflich einen völlig anderen Weg eingeschlagen…
Ja, das hat ganz viel mit Angst zu tun. Und Mensch sein. Der geht ja bekanntlich gerne den Weg des geringsten Widerstands. Ich habe mich schon danach erkundigt, aber die Chance tatsächlich Hubschrauber Pilot zu werden waren relativ gering. Also habe ich gemacht, was andere von mir erwartet haben und versucht einen Weg einzuschlagen, der von Sicherheit zeugte: ein Maschinenbaustudium. Aber noch bevor ich das begonnen habe, hab ich das schon wieder hingeschmissen (lacht). Dem kam nämlich mein Zivildienst in die Quere.
Das musst du mir jetzt bitte erklären…
Im Zuge meines Zivildienstes habe ich festgestellt dass ich eigentlich doch viel lieber mit Menschen als mit Maschinen arbeite. Mathe und Physik waren auch nie meine Lieblingsfächer und ich habe bemerkt, dass man sein Leben nicht so richtig genießen kann, wenn man sich mit etwas beschäftigt, dass man eigentlich gar nicht mag. Außerdem gibt es da noch was ganz anderes, wofür mein Herz schlägt: der Sport.
Da wären wir also wieder bei der Bewegung in der Luft, Freiheit und dem Adrenalin.
Ja stimmt (lacht). Da gibt es wohl gewisse Prallelen. Ich hatte damals einen Bandscheibenvorfall. Aber ich wollte das unbedingt – also das Sportstudium. Eine Freundin von mir ist nach Innsbruck gezogen und meinte – wenn du Sport studieren willst, dann gibt es nur einen Ort für dich. Also habe ich trainiert und trainiert und beim zweiten Anlauf schließlich die Aufnahme an der Universität in Innsbruck geschafft. So wurde ich dann norddeutscher Wahltiroler.
Bereust du es heute, dass du nicht Pilot wurdest?
Ja und nein. Klar, fliegen ist schon etwas ganz besonderes und so ganz abgehakt ist die Sache ja auch noch nicht. Andererseits habe ich durch den Sport und meinen Schritt in die Selbstständigkeit einen Großteil der Faszination Fliegen am Boden gefunden. Freiheit, zum Beispiel. Nur stehen bleiben und sich anschauen was einem gefällt war lange Zeit schwierig für mich. Genießen. Zeit nehmen. Achtsam sein. Das musste ich erst lernen und dafür habe ich eine ganze Weile gebraucht. Ich habe mir früher selbst einen immensen Leistungsdruck auferlegt. Das hat sich nun geändert. Ich versuche nicht mehr erfolgreich zu sein, sondern glücklich. Dazu gibt es übrigens einen sehr interessanten Ted Talk des Harvard-Professors Shawn Achor. Achor beschäftigt sich seit Jahren mit den Themen Glück und Erfolg. Beides hängt nämlich unmittelbar zusammen.
Das heißt Arbeit hat für dich einen ziemlich hohen Stellenwert in Bezug auf deine Definition von Glück?
Schon, ja. Es gibt da diese Geschichte vom Kaufmann auf der Insel:
Der trifft dort einen Einheimischen. Der Kaufmann schlägt dem Einheimischen vor Kokosnüsse zu verkaufen, einen Laden zu eröffnen und Gewinne zu generieren. Und irgendwann in zehn Jahren kann er sich dann auf den Lorbeeren ausruhen und sich am Strand in die Sonne legen. Der Einheimische schaut den Kaufmann ganz entgeistert an und erwidert: Das mache ich doch jetzt schon!
Wozu das Ganze dazwischen?
Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre alles dazwischen einfach auszulassen: die Sachen zu packen und einfach auf Reisen zu gehen. Wenn ich aber länger darüber nachdenke wird mir klar, dass mir dann die Sicherheit die ich brauche fehlen würde. Also versuche ich den Dingen nachzugehen, die ich gerne tue und darin aufzugehen. Das gelingt mir mit meiner Selbstständigkeit und damit, dass ich den Fokus von mir Selbst nehme und auf andere lege. Wenn ich nämlich die Menschen in meiner Umgebung glücklich mache, spiegelt sich das wieder auf mich. Das kann ich in meinem Beruf sehr gut – ich helfe Menschen gesünder zu leben, fitter zu sein und den Alltag besser beschreiten zu können. Das Feedback, dass ich dann von meinen Kunden bekomme, beflügelt mich wiederum.
Wenn du Glück in einem Satz beschreiben müsstest – welcher wäre das?
Glück ist für mich, durch die Straßen zu gehen und grinsen zu müssen. Von einem Ohr zum Anderen. Ohne zu wissen warum. Das geht meiner Erfahrung nach wenn man mit sich Selbst im Reinen ist – dann kann man aus seinem tiefsten Inneren heraus eine Energie wahrnehmen die einem unheimlich viel Gas gibt.
Das war jetzt aber mehr als ein Satz. Wann warst du denn das letzte Mal so richtig glücklich?
Das bin ich in letzter Zeit sehr oft. Wenn ich meiner Freundin in die Augen schaue, zum Beispiel, und die Verbindung zwischen uns bewusst wahrnehme. Sodass ganz ohne Worte ein wahnsinniger Informationsaustausch stattfindet. Weil man nicht durchschaut, sondern einander wirklich sieht.
Dann will ich dir jetzt noch unsere drei „signature“ Fragen stellen:
Wann hast du das letzte Mal was zum 1. Mal gemacht?
Oh vor kurzem. Ich bin gerade in meine erste eigene Wohnung gezogen. Das war ein großer Schritt in Richtung erwachsen werden für mich.
Einmal & nie wieder?
Fanta-Korn trinken!
Du kannst eine Sache in deinem Leben ändern – was wäre das?
Dann würde ich eine Sache ändern mit der ich in weiterer Folge viele andere Sache ändern könnte: Ein bescheidenes Grundeinkommen, dass mir die Freiheit gibt, meine Pläne und Ideen zu verwirklichen ohne dabei ein existentielles Risiko eingehen zu müssen.
„You can’t connect the dots looking forward; you can only connect them looking backwards. So you have to trust that the dots will somehow connect in your future.“ (Steve Jobs)