Gute Freunde, beste Freunde – Liebe?
Wer ist schon so blöd und verliebt sich in seinen besten Freund oder die beste Freundin?
Oder in die beste Freundin der Freundin des besten Freundes, die seit Monaten mit der Clique rumhängt und mit der man sich super versteht? Okey, Letzteres könnte ich verstehen. Aber trotzdem – was soll das alles?
Na klar kann es sein, dass man sich zu einem Menschen hingezogen fühlt, mit dem man oft Zeit verbringt. Und dann versteht er dich auch noch so gut. Und dann hilft er dir, dein Fahrrad zu reparieren. Und dann holt er dich in der Nacht vom Bahnhof ab und fährt dich nach Hause. Ja, und? Er hat eben gerade Zeit gehabt. Aber muss man deswegen gleich meinen, man ist verliebt? Ganz ehrlich, eine richtige Freundschaft funktioniert sowieso nur, wenn keiner von beiden irgendwelche sexuellen Ambitionen hegt – oder noch schlimmer – schon ans Heiraten denkt. Solche Gedanken sind nur Illusionen; also lass dir von ihnen nicht deine Freundschaft ruinieren.
Um diese Sache schnell abzuschaffen, wird hier mal Klartext gesprochen. Das eigentliche Problem ist: Du denkst, du bist verliebt. In Wirklichkeit bist du es gar nicht. Deshalb musst du nicht darüber nachdenken, ob du deine Liebe gestehen sollst, denn es gibt keine. Punkt. Freundschaft gerettet. Problem gelöst.
Oder doch nicht?
Da war tatsächlich kurz dieses Gefühl, als ich dich das letzte Mal ansah. Nur ganz kurz – im selben Moment war es auch schon wieder weg. Gerade noch Glück gehabt. Da hat mir Amor doch glatt einen Streich gespielt. Ich wollte schon meinen, ich hätte mich…
Als eine Freundin dich vor einem halben Jahr mit unserem Freundeskreis in Verbindung brachte, bist du mir zuerst gar nicht weiter aufgefallen. Irgendwann sind wir ins Gespräch gekommen und haben uns sofort gut verstanden. Du würdest super in unser Team passen, dachte ich mir – und so war es dann auch. Bald warst du als Teil unserer Gruppe nicht mehr wegzudenken und gerade zwischen uns beiden hat sich eine besondere Freundschaft entwickelt. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir beide den gleichen Beruf anstreben. Ich würde schon sagen, dass uns das verbindet.
You are a really good friend. Maybe my best.
Aber verlieben würde ich mich niemals in dich. Ich meine, du bist ja nicht einmal mein Typ. Außerdem bist du sowieso vergeben. Wie gesagt, attraktiv finde ich dich auch nicht. Müssen sich beste Freunde ja nicht – im Gegenteil. Und wie wir uns manchmal gemeinsam aufführen… Mit jemandem, in den ich verliebt bin, könnte ich das niemals. Was würdest du denn dann von mir denken? Wahrscheinlich, dass ich bescheuert bin. Komisch, dass ich überhaupt darüber nachdenke, dass die Möglichkeit bestünde, mich in dich zu verlieben. Ich meine natürlich, mich keinesfalls in dich zu verlieben.
Was jetzt?
Gestern, da war diese Gefühl wieder da. Dieses Mal sogar zwei Sekunden länger. Nicht, dass ich so ein Kribbeln im Bauch hätte, nein. Eher wurden meine Knie weich. Und mein Atem setzte kurz aus. Ich dachte, ich hatte mir eine Grippe eingefangen. Nach einer Woche besserte sich meine Grippe immer noch nicht und mein Herz hüpfte jedes Mal auf und ab, mit jedem einzelnen deiner Blicke. Schließlich war ich so weit zu glauben, Amor hatte mir vielleicht doch einen Streifschuss verpasst. Ich konnte es nicht fassen, in welche Situation mich dieser Höllenbote gebracht hatte. Noch immer war ich davon überzeugt, dass ich mir das alles nur einbilde, dass alles bald vorbei sein würde.
Heute habe ich dich in deinem Zuhause besucht, um mit dir Kaffee zu trinken – unser wöchentliches Ritual. Zuvor hatte ich mich frisch geduscht – und was man sonst eben noch so macht, um sich wohl zu fühlen. Hätte ich früher nie gemacht, glaube ich jedenfalls. Trotz des heißen Kaffees war mir kalt. War ja nicht das erste Mal, dass du mir deinen Pullover borgst, doch so gut gerochen hat er noch nie. Ihn dir wieder zurückzugeben ist mir nicht leicht gefallen. Am Schlimmsten war es, als du mir erzählt hast, dass du ein Wellness-Wochenende für Zwei planst, eine Überraschung soll es werden. Eigentlich sollte ich mich für dich freuen, es fällt mir aber schwer. Als du mich dann zur Verabschiedung umarmt hattest, wurde mir alles klar. Amor hat mich nicht bloß gestreift, sein Pfeil hat mich mitten ins Herz getroffen. Einbildung war das keine mehr.
Nicht klammern!
Nun liege ich mit meinem Tablet daheim auf der Couch und lese verzweifelt jeden einzelnen Artikel, den ich über mein ernsthaftes Problem finden kann. Nie im Leben hätte ich mir gedacht, dass jemals ein Mensch ernsthaft solche Text lesen würde. Dass ICH jemals solche Text lesen würde. Es tut gut, zu wissen, dass ich nicht alleine bin. Danke Social Media, dass du mich tröstest.
Was ich jetzt tun werde? Abwarten, Kaffee trinken – und mich hoffentlich bald neu verlieben.
So einfach ist es wohl doch nicht. Wir denken nicht, wir sind verliebt – wir sind es wirklich. Schließlich können wir uns nicht aussuchen, in wen wir uns verlieben. Die Liebe leugnen löst das Problem nicht; sie gestehen meistens auch nicht. Zwanghaft daran festhalten ist jedenfalls sinnlos. Wir sollten lernen, uns von dem Gedanken der ewigen Freundschaft und der perfekten Lovestory zu befreien. Romantisch ist das nicht – aber realistisch. Es macht uns aber das Leben leichter und uns – ob wir es glauben wollen oder nicht – glücklicher.
„Was du liebst; lass frei. Kommt es zurück gehört es dir – für immer.“ – Konfuzius
Mir passiert. mehrmals. schrecklich.
Sie zu berühren, ein Feuerwerk.
Sie zu sehen, wie ein Tagtraum.
An sie zu denken, eine Folter, weil ich jedes mal daran erinnert werde,
dass es nie sein wird, nie funktionieren wird.
Egal was ich tue, was auch immer ich mir einrede,
vergessen kann ich sie nicht, weil sie ja die beste Freundin ist ?!
Was tun ? Mit dem Schmerz leben ? UNglücklich, UNzufrieden ?
Die beste Freundin … „verlassen“ … undenkbar !?
… was tun …