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„Besser mal auflaufen als nie loslaufen“

oder warum Liesa Jirka lieber Traumevents schafft, anstatt ihr Leben zu träumen

Festival(c) Janick Entremont

Muss der Job immer gleich fix sein, der Arbeitsplatz perfekt, die Studienwahl richtig, die Familienplanung punktgenau? Liesa Jirka, heute erfolgreiche Eventmanagerin, sagt nein – nicht unbedingt. Die ehemalige Architekturstudentin hat einen anderen Weg zum Erfolg gewählt, wie sie uns im folgenden Text erzählt. Ein starkes Plädoyer dafür, einfach mal zu machen, anstatt zu träumen.

„Eigentlich fühle ich mich noch zu jung, um über meinen Werdegang zu sprechen, aber ich erzähle jetzt einfach mal aus meinem Leben, meinem Job und wie alles gekommen ist…

Mein Name ist Liesa Jirka, ich bin jetzt tatsächlich 44 Jahre alt.

Liesa
(c) Christian de Zottis & Friends

Ich bin selbstständige Eventmanagerin (siehe Bild), lebe in einer Partnerschaft und habe 2 Kinder, 4 Jahre und 10 Monate.  Unter uns: Erst letzte Woche hab ich einer potentiellen Babysitterin meine Tochter mit drei Jahren vorgestellt…sowas passiert mir eben manchmal. Ich habe mir angewöhnt eher über mich selbst zu lachen, als mich mit einem schlechten Gewissen zu plagen…

Nun gut, fangen wir an mit meiner – ich möchte betonen – ganz persönlichen Geschichte:

Eigentlich habe ich Architektur studiert. Schließlich bin ich ein kreativer und technischer Mensch. So hab ich mir das gedacht. Das Studium war eine tolle Zeit, sich kreativ auszuleben.

Das Leben auf der Uni war schön! Und eine Blase.

(c) Vitality Paykov

Das wusste ich bald, denn von Anfang an arbeitete ich in einem Architekturbüro. Nicht nebenbei – sondern eigentlich hauptsächlich. Weil mir das Praktische schon immer näher war. Und diese beiden Teile in meinem Leben, Uni  und Job, hatten aber seltsamerweise nichts miteinander zu tun.

Klar war aber auch, und das ist denk ich ein Charakteristikum von mir, dass ich es einfach liebte, mich im Architekturbüro einzubringen, mich überall nützlich zu machen, meine Arbeit gut zu machen und vorwärts zu kommen. Nie habe ich die Arbeit als Einkommensquelle gesehen oder als klassisches 9 to 5. Und dann ab nach Hause und /oder zurück ins Leben. Stets hatte ich den Anspruch, mich mit dem, was ich tue vollständig identifizieren zu können – Job und „Leben” als Einheit zu sehen.

Nun – bei der Architektur ist es so:

c) Daniel McCullough

Entweder Shooting Star oder jahrelang als Zeichensklave die Entwürfe anderer darstellen, bis man vielleicht einmal zum Projektleiter wird and so on…Tatsächlich erfolgreiche Architektin zu werden ist ein extrem steiniger und harter Weg, der ehrlich gesagt auch nur den wenigsten gelingt (Frauen wie Männern).

Ich war glücklich im Office-Management, bei der Grafik, bei der Öffentlichkeitsarbeit, durfte einen Architekturwettbewerb, einen Bauherrnpreis organisieren…Da wurde weniger gestritten, das war monetär weniger heikel, da durfte man selbständig kreativ sein. Auch die Resultate waren schneller sichtbar und wurden mit Anerkennung und Dankbarkeit quittiert.

Die gemeinsamen Mittagessen mit meinen oft bedrückten und ausgepowerten Arbeitskollegen waren oft die reinsten Therapiesitzungen und Motivationstrainingseinheiten. Naja, ich versuchte sie zumindest aufzuheitern. Und alle sagten immer: ja – du Liesa – du hast es ja am feinsten. ABER:

ICH hatte auch keine Fixanstellung, ich hatte keine Sicherheit, ich hatte auch nicht die gleiche Bezahlung, aber Freiheit und Lebensqualität haben eben auch ihren Wert und die kann man eben nicht kaufen…

Irgendwann war also das Studium fertig, aber Architektin würde aus mir keine werden.

Ich bekam zunehmend auch persönlich Aufträge: ein Logo hier, eine Website da, eine Veranstaltung dort…Die Anmeldung zur Grafik & Designagentur Liesa Jirka – ein Klacks. Wenn man das eine oder andere Projekt erfolgreich abgeschlossen hat, ist die Mundpropaganda ziemlich erstaunlich!

(c) Priscilla du Preez

Aber so wirklich unternehmerisch durchgerechnet hab ich mir das nicht – wenn ich es mir recht überlege. Einfach machen, einfach tun,  statt herumsitzen und zu träumen, war und ist die Devise. Aber ohne meinen Partner hätte ich diese Phase nicht überstanden! Eine bittere Tatsache.

Schließlich kam Anfang 2013 der Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer auf mich zu und bat mich ihm zu helfen. Er veranstaltete schon seit Jahren die Naturfilmtage und wollte einen internationalen Filmwettbewerb ins Leben rufen. Begeisterungsfähig wie ich bin, sagte ich ihm natürlich sofort zu. Das hörte sich dann ungefähr so an:

…Ja klar – das machen wir!!…Ja und wir müssen die internationalen Produktionsfirmen, die Filmschulen…und Innsbruck, logisch… Zentrum des Naturfilms…cool – eine Academy und Workshops…wie geil ist das denn…jaja genau…Sponsoren brauchen wir…..und eine internationale Jury….Pressearbeit, ok, probier ich das im ersten Jahr…….Äh übrigens, ……..Johannes – eine Sache muss ich dir noch sagen:…ich bin schwanger!…Pfuhh.

Einfach machen, einfach tun,  statt herumsitzen und zu träumen. Fehler und Probleme sind zulässig. Nein unausweichlich! Besser mal auflaufen, als gar nie losgelaufen zu sein!

(c) Sadik Kuzu

Im Juli 2013 kam meine Tochter Alma zur Welt (ein Schreibaby). Im Oktober 2013 fand die erste Ausgabe des Innsbruck Nature Film Festivals statt. Grenzwertig. Fragen Sie mich nicht, wie das gegangen ist, denn ich weiß es nicht. Ich glaube, ich habe das irgendwie verdrängt. Ich weiß nur, dass die Planung des Festivals eine richtiggehende Erholung war, neben einem täglich ab 17:00Uhr schreienden Kind. Der Event jedenfalls war ein riesiger Erfolg! Und auch jedes Schreibaby hört irgendwann zu schreien auf.

Ich bin also seit 5 Jahren als selbstständige Eventmanagerin des Innsbruck Nature Film Festivals tätig. Das Kernteam besteht aus drei Personen. Zumindest ich arbeite das gesamte Jahr hindurch fast ausschließlich an diesem, meinem Projekt. Der Herbst konzentriert sich auf die Nachbearbeitung des jeweils vorangegangenen Festivals, das Sponsoring und die Budgetierung.

Im Winter und Frühjahr bereiten wir den Filmwettbewerb vor. Im Frühjahr kommen ja dann die Filme rein (bis zu 600/Jahr). Die muss auch irgendwer anschauen, sortieren und auswählen. Im Sommer werden die ca. 60 Filme der Shortlist dann von den Juroren bewertet und wir bereiten den Event selbst vor – die heiße Phase! Hier steigt der Stresslevel schon mächtig an. Und im frühen Herbst findet das Festival statt, wo mein Team und ich dann tagelang schwer Endorphin gesteuert, mit 180 km/h durch die Gegend rauschen.

(c) Jake Hills

Im Jänner 2017 hab ich mein 2. Kind bekommen. Es hat nicht so viel geschrien wie das erste 😉 Vor lauter arbeiten hab ich fast das Kinderkriegen etwas vergessen – bin echt eine der ältesten Mütter, die ich kenne – kann man auch anders machen und besser planen. Nicht auf den letzten Drücker… Aber ein Ausnahmezustand ist das sowieso. Ohne meinen Partner, der jeweils drei Monate in Karenz ging, ohne die familiäre Unterstützung, auf die ich mich in hunderten von unbezahlten Babysitterstunden verlassen konnte  und wusste, dass meine Kinder gut aufgehoben waren, wäre das alles nicht einmal vorstellbar gewesen – trotzdem:

Einfach machen, einfach tun,  statt herumsitzen und zu träumen…

Fehler und Probleme sind unausweichlich.

Besser mal auflaufen, als gar nie losgelaufen zu sein!“

 


Zum Nature Filmfestival

Das Innsbrucker Film Festival: Das sind mehr als 2.000 bisher eingereichte Filme aus über 90 Nationen und allen 5 Kontinenten, zahlreiche Filmschaffende und tausende  Zuschauer. Es ist ein renommierter, internationaler Filmwettbewerb, der engagierten Filmemachern eine Plattform bietet, ihre neuesten Werke zum Thema Umwelt und Natur zu präsentieren. Vier Festivaltage mit Filmpräsentationen und einem anspruchsvollen Rahmenprogramm laden ein zum fachlichen, ökologischen und künstlerischen Diskurs.

Das INFF soll einerseits auf die Besonderheiten von Natur und Umwelt aufmerksam machen und zu einer verstärkten Bewusstseinsbildung beitragen. Der Film bildet die Grundlage für einen thematischen Austausch. Das  Rahmenprogramm mit Podiumsdiskussionen, Vorträge, Workshops und Kooperationen mit anderen Kultureinrichtungen verdichtet das städtische Kulturangebot.

Langfristiges Ziel ist die Etablierung eines Umweltfestivals einer GREEN WEEK mit Veranstaltungen im gesamten Stadtraum (Märkte, Kongresse u.v.m.) zur Förderung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Entwicklung der Gesellschaft. 2018 wird das Innsbruck Nature Film Festival zum 17. Mal stattfinden.

Innsbruck Nature Filmfestival

 

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