Eine Ode an die Sprachen
Oder: 5 Situationen, in denen meine Fremdsprachenkenntnisse mein Leben verändert haben
Wahrscheinlich fragt sich jeder Lernende manchmal, ob es wirklich so wichtig ist, die englische Grammatik perfekt zu beherrschen. Die französische Intonation aus dem Ärmel zu schütteln oder das spanische „rrrrrrrrrrr“ ohne den letzten Rest deutschen Akzents aussprechen zu können.
Jein!
Natürlich ist es toll, sich makellos mit Einheimischen in der Landessprache im Urlaub unterhalten zu können. Unbedingt nötig definitiv nicht, solange Kommunikation möglich ist. Denn bei Fremdsprachen geht es weniger um die korrekte Verwendung, als um den gemeinsamen Nenner – Sprachen machen es möglich aufeinander zu zu gehen. Fremdsprachenkenntnisse, seien sie also noch so klein, bereichern das Leben. Sie öffnen einem Türen zu Welten, in die man sonst kaum einen Blick erhaschen könnte. Sie machen das Leben bunter und reichhaltiger. Wen kümmert dann noch der Satzbau, solange man einander versteht.
Hier 5 Situationen, in denen ich sehr froh war, dass andere Sprachen schon immer eine gewisse Rolle in meinem Leben gespielt haben:
#1 Der kleine Franzose
22:00 Uhr, Gate A-irgendwas, Flughafen München. Drinnen warm, draußen Weltuntergang. Sturm, Blitze, Donner und sintflutartiger Regen lassen unsere Hoffnung auf einen pünktlichen Abflug rapide schwinden. Kurz darauf kommt die Durchsage, es seien keine Starts und Landungen durchführbar, alle Flüge werden sich verspäten. „Pardon Madame, vous avez compris ce qu´ils ont dit?“, piepst plötzlich eine Stimme neben mir. Große Kinderaugen starren mich an. Ein kleiner Junge, geschätzte 10 Jahre alt, und sein Großvater pokern auf eine französischsprechende Hilfe. Die Erleichterung ist ihnen anzusehen, als ich mit „Oui, je peux vous l´expliquer“ antworte. Der Beginn eines unglaublichen netten Gesprächs, das ich ohne (zumindest großteils flüssigem) Französisch garantiert nicht erlebt hätte.
#2 Der übermotivierte Nichtdeutschsprechende
In Gedanken eigentlich ganz woanders, suche ich den Raum für meine nächste Lehrveranstaltung. Als ich endlich die richtige Nummer gefunden habe, sehe ich einen mir schwach bekannt vorkommenden jungen Mann vor der Türe stehen. Nach kurzem Durchforsten meines Gehirns fällt mir wieder ein, dass es sich um den Südtiroler aus dem Spanischkurs am Vormittag handeln muss. Ich, aufgeschlossen wie immer, gehe hin und rede auf Deutsch los. Kurze Verwirrung, dann kommt auf Spanisch komplett etwas anderes zurück. Sehr übermotiviert, denke ich mir, auch außerhalb des Kurses auf Spanisch zu bestehen. Nach einem weiteren Wortwechsel kommt mir die peinliche Erkenntnis, dass mein lieber Mitstudent nicht, wie ich im Kopf hatte, aus Südtirol kommt, sondern aus dem Süden Italiens und auch kaum ein Wort Deutsch spricht. Der Rest des Gesprächs wurde dann trotz meiner bescheidenen Sprachkompetenz beidseitig auf Spanisch fortgeführt.
#3 Die Lufthansa-Probleme
Flug nach Madrid gebucht, Vorfreude ist riesig. Mails checken, kurzes Stirnrunzeln, keine Bestätigung der Buchung und keine Flugnummer. Mail an Lufthansa. Telefonterror bei Lufthansa. Keine Antwort. Ein mittlerweile sehr genervtes Ich versucht täglich, an der Servicehotline jemand anderen als die Warteschleife zu erreichen. „Wenn Sie Ihre Wartezeit verkürzen möchten, leiten wir Sie gerne an einen englischsprachigen Mitarbeiter weiter. Drücken Sie hierzu bitte die 1.“, höre ich endlich bei dem tausendsten Anruf. Und in Sekundenschnelle bin ich mit einem sehr freundlichen Retter verbunden, der mir meinen gebuchten Flug sucht und mir das Mail nach einigem Buchstabieren von Namen und Daten erneut zusendet. Wenn ich auf deutsche Hilfe gewartet hätte, hätte ich vermutlich meinen Flug im April versäumt.
#4 Großzügigkeit in Thailand
Dieses Erlebnis hat mir wieder bewusst gemacht, wie wichtig zumindest ein Basic-Vokabular ist. Eine Freundin und ich sitzen in Thailand in einem der billigen Bummelzüge auf dem Weg nach Chiang Mai. Touristen sind außer uns keine mehr im vollem Zug, die meisten leisten sich den Aufpreis von 3€ und nehmen eine der schnelleren Verbindungen. Nach einer Stunde Fahrtzeit steht plötzlich ein Mann neben mir auf und deutet auf seinen Sitzplatz. Von dieser großzügigen Geste überrascht, bedanke ich mich auf Thailändisch. Kurze Zeit später fordern uns eine ältere Frau und ihre Tochter auf, etwas von den von ihnen mitgebrachten grünen crêpes-ähnlichen Teigfladen zu probieren. Leider können auch die zwei kein Englisch, was ein sicherlich sehr interessantes Gespräch unmöglich macht. Ich habe mich damals wirklich über mich selbst und die verpasste Gelegenheit geärgert, war aber heilfroh, mich zumindest angemessen bedanken zu können.
#Ja, auch Quizduell
Und zu guter Letzt: Quizduell. Ich hätte nie gedacht, dass ich Latein einmal als hilfreich einstufen würde. In der Schule ein recht sinnbefreites Fach, verteufelte ich die Stunden des Lernens, in denen ich mit Speed-learning versuchte, den unausweichlichen Fünfer in der Schularbeit abzuwenden. Doch dann erfand irgendwer Quizduell und innerhalb kürzester Zeit entdeckte ich, dass ich bei schwierigen Fragen der Kategorie „Körper & Geist“ oft eine leise Ahnung habe, welche die richtige Antwort sein könnte. Und nein, es liegt nicht an meinem medizinischen Wissen (das ist nämlich nicht vorhanden), sondern tatsächlich an den Bezeichnungen, die des Öfteren aus dem Lateinischen stammen.