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Als die Kühe noch Namen hatten

Wie die Menschen auf dem Land früher wirklich gelebt haben, erfährst du hier.

Landleben, Österreich, früher, heute, Kühe(c) Flash Bros

Österreich. Vor 120 Jahren war alles anders. Da hatten die Kühe noch Namen. Frieda zum Beispiel. Da gab es noch keine Autos und Fußbodenheizung. Sogar einkaufen musste man selbst. 

Das Leben auf dem Land unterschied sich wesentlich von dem in der Stadt, waren es doch hauptsächlich Bauern, die dort mit Landwirtschaft ihr Geld verdienten und sich selbst versorgten. Es war ein Leben nahe an der Natur und im Rhythmus der Jahreszeiten – tatsächlich ohne Auto, Fernseher, Geschirrspüler und Waschmaschine. Überfluss und Verschwendung kannten die Menschen nicht. Fast alles, was sie benötigten, erzeugten sie selbst. Handarbeit – Arbeit, wie wir sie heute oft nicht mehr kennen.

Arbeit

Alles hatte seine Zeit. Nicht die Uhr, nicht der Terminkalender beeinflussten die Lebensweise, sondern das Wechselspiel zwischen Anbau und Ernte, dessen Zyklus sich immer wiederholte. Während der Ernte arbeiteten die Menschen wochenlang zwischen 13 und 15 Stunden am Tag. Die Jahreszeiten gaben den Rhythmus vor. Im Gegensatz zu Tempo und Hektik bestimmte Regelmäßigkeit den Arbeitstag. Niemand schaute auf die Uhr und sagte: „Um 17 Uhr muss ich fertig sein!“ Heuarbeiten dauerten lange, Freizeit gab es nur an Regentagen. In den Monaten von März bis August, dem Sommerhalbjahr, pflügten, säten und ernteten die Bauern und schnitten Getreide – alles ohne Maschinen, nur kleine Geräte, zum Beispiel ein Pflug oder eine Sense, unterstützten sie. Im Winterhalbjahr, von September bis Februar, wandten sich die Menschen wieder dem Haus zu, sorgten für Vorräte. Zur klassischen Winterarbeit zählte auch das Mistführen: Mit den Rössern brachten die Bauern den Mist auf die Äcker.

Freizeit

Urlaub gab es keinen. Nur sonntags und an Bauernfeiertagen hatten die Menschen frei. Der Feierabend war heilig. Im Sommer begann er um sechs oder sieben Uhr, im Winter schon um vier oder halb fünf. War es warm, trafen sich die Leute bei der Hausbank, sonst drinnen in der Bauernstube. Sie unterhielten sich, denn Neuigkeiten wurden nicht über Radio, Zeitung oder Fernseher verbreitet, sondern von den Menschen selbst. Feierabend bedeutete gemeinsam zu Ruhe kommen, wieder Kraft schöpfen. Die Frauen strickten und flickten, die Männer spielten Karten. Wurde es dunkel, ging man schlafen – elektrisches Licht war nicht selbstverständlich.

Im Gegensatz zu Tempo und Hektik, bestimmte Regelmäßigkeit den Arbeitstag. Niemand schaute auf die Uhr und sagte: „Um 17 Uhr muss ich fertig sein!“

Samstag war Putztag, am Sonntag arbeitete niemand. Die Männer besaßen meist einen einzigen guten Anzug, die Frauen ein dunkles Kleid. Dieses „Gwand“ wurde, außer sonntags, nur zu Anlässen wie Kirchenfeste, Hochzeiten und Taufen getragen. Vormittags ging man in die Kirche – der Kirchplatz war ein Ort des Austauschens und des Kennenlernens. Zu Mittag kochten die Frauen typische Sonntagskost – etwas, was nicht schon werktags auf den Tisch kam.

Wohnen 

Die Menschen besaßen nicht viel – sie waren gewohnt, mit dem Nötigsten auszukommen. Weder Geld, noch Kleidung und Möbel waren im Überfluss vorhanden. Alte und gebrauchte Gegenstände reparierten und flickten unsere Vorfahren, alles verwendeten sie so lange wie möglich. Jeder hatte einen Löffel, den er unter der Tischplatte aufbewahrte. Ein Fahrrad war Luxus, Autos gab es keine. Die meisten Häuser hatten einen großen Raum mit Tisch, Kruzifix in der Ecke, Bett aus Stroh, Ofen, Truhen und Bänken. Die Bank war für die Männer reserviert – Frauen setzten sich nur zum Essen an den Tisch. Bald konnten es sich die Menschen leisten, Häuser mit getrennten Räumen zu bauen, um ein bisschen mehr Privatsphäre zu genießen.

Ernährung

Zum Frühstück saure Milchsuppe, zu Mittag geselchtes Schweinefleisch mit Mehlknödel und Kraut, Nudeln oder Schmalzknödel. Durchaus stattlich, aber nicht gesund, weshalb viele Verdauungskrankheiten an der Tagesordnung standen. Die Mahlzeiten waren eintönig, zum Abendessen gab es oft Kraut und Kartoffeln.

Rindsuppe, Rindfleisch, Krensuppe und Schweinsbraten gab es an Festtagen. Ein typisches Sonntagsmenü: Knochen- oder Rindssuppe mit hausgemachten Suppennudeln zur Vorspeise, Schweinsbraten mit Kraut und Knödeln zur Hauptspeise und Apfelmus zur Nachspeise.

„Alte und gebrauchte Gegenstände reparierten und flickten sie, alles verwendeten sie so lange wie möglich.“

Glücklicker als wir waren die Landbewohner vor 120 Jahren wahrscheinlich nicht. Sie definierten Glück nur anders, hatten andere Probleme und Sorgen. Weit weg von Selbstverwirklichung strebten die Menschen damals nach einem Familienleben, denn nur so konnten sie sich ihre Existenz sichern. Die armen Verhältnisse auf dem Land zwangen die Menschen, nach strengen Traditionen zu leben, nur wer Geld hatte, konnte in die Stadt ziehen. Ob das Leben in der Stadt ein besseres war?

Das erfährst du hier: (Link zum Artikel über das Leben in der Stadt)

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